Vom Exoten zum Sympathieträger
In der Schweiz war der Import aller Rindviehrassen, die nicht vom Bund gefördert wurden, bis Mitte 1995 verboten. Ausnahmen bildeten allein wenige Exoten in den Zoos. Erste Hochlandrinder konnten mit einer Sondergenehmigung im Rahmen eines Projektes der landwirtschaftlichen Beratungszentrale Lindau (LBL) 1993 eingeführt werden.
Seitdem hat der «Siegeszug» dieser attraktiven und für Landschaftspflege besonders geeigneten Rinderrasse begonnen. Vor allem im Tessin würden ohne die Weidenutzung zusätzliche Gebiete verbuschen und verwalden.
Im Malcantone wurde dieses Hochlandrind Zeuge einer «Gipfelfahnen-Challenge» verschiedener Turnvereine… die Aufgabe war, den Vereinsfahnen auf einen Gipfel zu tragen und das Foto zu veröffentlichen. Das tolle Foto war bereits auf der Titelseite des Live-Magazins des Schweizerischen Turnverbands. Beste Werbung für das Hochlandrind… aber natürlich auch für den STV Eggethof, der zu den grössten Turnvereinen im Thurgau gehört: «Thurgauer Turner grüsst Tessiner Hochlandrind!»
Die Genügsamkeit der Hochlandrinder ist Grundvoraussetzung, um magere und trockene Bergweiden sinnvoll zu nutzen…
…im Val Colla dürfen wir, dank sehr guter Zusammenarbeit mit den jeweiligen Bürgergemeinden, fünf Alpen nutzen und damit auch pflegen.
Ob sich die Kuh auch Gedanken darüber macht, warum in den kleinen Bergdörfern, unten im Tal, immer weniger Leute leben?
Nicht nur das Hochlandrind ist populär geworden, auch die Mutterkuhhaltung hat sich etabliert. Das Kalb bleibt mindestens 10 Monate bei der Mutter.
Im Centovalli laufen wir zum «Gaudi» der Bevölkerung mit unseren Kühen auch mitten durch die Dörfer… Treppen sind für die Tiere kein Problem.
Dies war unser extremstes «Treppenerlebnis» mit Hochlandrindern… die Alp Soveltra haben wir zwar mittlerweile wieder aufgegeben, der abenteuerliche Auf- und Abstieg, über eine lange und steile Treppe, bleibt aber unvergessen… und das angstvolle Bangen auch…
An diesem Winter-Standort haben meine Mitarbeiter das Heu im Sommer kunstvoll zu «Tristen» aufgebaut. So bleibt es trocken und die Hochlandrinder haben Futter «à discrétion» zur Verfügung… Für die Anerkennung der ganzjährigen Freilandhaltung haben wir allerdings jahrelang gekämpft…
Erst eine Zusammenarbeit und Forschungsarbeiten des Tierspitals Zürich, unter der damaligen Leitung von Prof. Dr. Ueli Braun, konnten aufzeigen, dass diese Haltungsform ausgesprochen tiergerecht ist. Die Arbeiten wurden sogar international publiziert und haben entsprechende Beachtung gefunden.
Hochlandrinder… einfach genial!
Guido Leutenegger