Faszination Vogelzug
Seit jeher fasziniert der Vogelzug die Menschen, beflügelt ihre Fantasie und Sehnsucht.
«Eine Schwalbe macht noch keinen Sommer». Dennoch… wenn die ersten Schwalben zurückkehren, ist der Sommer auch nicht mehr weit. Schwalben leben knapp die Hälfte des Jahres in unseren Breiten und ziehen hier ihre Jungen auf, die andere Hälfte überwintern sie südlich der Sahara.
Schwalben kehren an ihre alten Niststandorte zurück: Sie sind brutplatztreue Vögel. So haben sie nach ihrer anstrengenden Reise sofort ein bezugsfähiges Nest. Selbst wenn es beschädigt ist, kostet die Ausbesserung des alten Nestes deutlich weniger Kraft und Aufwand, als sich ein neues zu bauen. An unseren drei Betriebsstandorten… Coglio im Maggiatal «Stalla rondine»… Ulmberg in Ermatingen… «Kranichhof» in Brandenburg… hatten wir das grosse Glück, dass bereits bei unserem Pachtantritt Rauchschwalben gebrütet haben. Durch Anbringen von fast «schlüsselfertigen Eigenheimen» ist es uns gelungen, unsere Ställe so attraktiv zu machen, dass sich der Bestand von knapp 50 auf über 100 erhöht hat. Die Nisthilfen sind bei der Schweizerischen Vogelwarte Sempach käuflich erhältlich.
In den letzten Wochen haben sich die Schwalben gesammelt und das Gros ist bereits weggezogen. Doch was ist das exakte Reiseziel unserer Rauchschwalben? Bis vor wenigen Jahren wusste man lediglich, dass die rund zwanzig Gramm schweren, grazilen Rauchschwalben das Mittelmeer und die Sahara überqueren. Im Tessin wurden deshalb in den vergangenen Jahren hunderte von Schwalben mit Geodatenloggern ausgerüstet. Und so konnte man ihr Winterquartier zweifelsfrei orten. Die Projetleiterin Ciara Scandolara: «Die Analysen zeigten, dass fast alle Vögel den Winter in der Nähe des Golfs von Guinea verbringen. Für die Rauchschwalbe ist besonders Nigeria wichtig. Dort existiert ein riesiger Schlafplatz, wo auch Schweizer Rauchschwalben die Winternächte verbringen». Solche Forschungsarbeiten und die Ergebnisse sind überaus wichtig, um international abgestimmte Schutzmassnahmen zu treffen.
Ein Multitalent… wie talentiert Stare beim Imitieren von Lauten und sogar Musikstücken sind, hat sogar Eingang in die Musikgeschichte gefunden. Wolfgang Amadeus Mozart hielt drei Jahre lang einen Star als Haustier. Schon bald konnte der gelehrige Vogel das Rondothema aus dem Klavierkonzert Nr. 17 in G-Dur (Köchelverzeichnis 453) nachpfeifen. Als sein «Vogel Stahrl» starb, war der begnadete Komponist untröstlich und widmete ihm sogar ein Gedicht: «Hier ruht ein lieber Narr / Ein Vogel Staar /Noch in den besten Jahren / Musst`er erfahren / Des Todes bitteren Schmerz.»
Und wie es sich für einen «Starsänge» gehört… bereits die Jungen sind wahre «Schreihälse»…
Und gesellig sind sie auch… an heissen Tagen ein ausgiebiger Badeplausch mit Kollegen… die Freude ist spürbar.
Versammeln sich Stare… wie meist lärmend… zum Zug ins Winterquartier, bevorzugen sie Schlafplätze im Schilfröhricht und nutzen tagsüber Stromleitungen zum Ausruhen. Aufgrund milderer Winter bleibt der Star zunehmend bei uns oder er lässt es mit einer Kurz-Reise bis in den Mittelmeerraum bewenden. Ende Februar sind dann die Ersten bereits wieder von ihrem Ausflug zurück.
Der Kranich… ein majestätischer Vogel… unser «Kranichhof» in Brandenburg liegt mitten in einem Brennpunkt des europäischen Zuggeschehens… die Reste auf abgeernteten Maisfeldern in unserer Nachbarschaft sind dabei willkommener Reiseproviant…
Der Zug dieses majestätischen Grossvogels ist ein Naturspektakel erster Güte…
…und eben… Kraniche gelten in vielen Kulturen als Götterboten und Glücksbringer. Sie werden auch als «Vögel des Glücks» bezeichnet. Also: «Flieg Kranich flieg… und bring uns Glück!»
Bleiben Sie umsichtig. Bleiben Sie freundlich. Und bleiben Sie gesund!
Guido Leutenegger